Bevor wir explizit auf unsere Erfahrungen eingehen können, müssen wir erst einmal erläutern, was Joblinge überhaupt ist. Dementsprechend wird es Zeit für eine kleine, aber auch feine Geschichtslehrstunde samt Informationen zum Aufbau bzw. Ablauf des Programms.
Das Joblinge-Projekt wurde 2008 als eine gemeinnützige Aktiengesellschaft durch die Initiative der The Boston Consulting Group und der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG zuerst in Bayerwald gegründet.
Ziel dieses Programmes ist es die Jugendarbeitlosigkeit zu bekämpfen. Jährlich bekommen in Leipzig 60 Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren die Chance sich mit Hilfe der Joblinge gAG einen Ausbildungsplatz zu
erarbeiten. Es wird niemandem etwas geschenkt, denn wie besagte schon ein altes Sprichwort: "Ein jeder ist seines Glückes Schmied."
Nach diesem Prinzip verläuft es auch hier. Jeder muss Leistungsbereitschaft, Motivation und Offenheit mitbringen, um nach bis zu sechs Monaten die Möglichkeit zu haben in seine gewünschte Ausbildung zu starten. Auf dem Weg dorthin bekommt man volle Unterstützung der Mitarbeiter der gAG. In unserem Fall sind es zwei Koordinatoren, ein Ausbildungskoordinator, verschiedene Nachhilfelehrer, Trainer, Mentoren etc. pp.
Eine Menge von Leuten aus unterschiedlichsten Bereichen der Wirtschaft, sei es nun das Handwerk oder der Handel, seien es nun Unternehmen oder Privatpersonen, versuchen uns in bestmöglicher Weise zu unterstützen.
Wir sollten auch noch erwähnen, wem die Hauptverantwortung der Joblinge gAG zu Leipzig obliegt. Ehrenamtlicher Vorstand ist der Herr Dieter Schliek des BMW Werks Leipzig und unser Projektleiter ist der Herr Matthias Kretschmer.
Ins Leben gerufen wurde die Joblinge gAG Leipzig von den Gründungsaktionären der
BMW AG, Sparkasse Leipzig, Stadtwerke Leipzig GmbH, Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH, Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG und der The Boston Consulting Group GmbH.
Der Ablauf des Programms läuft nach einem festgelegten Plan ab.
Dieser besteht aus unterschiedlichen Phasen.
Alles beginnt mit der Aufnahme.
In dieser Zeit finden der Info-Workshop, die gemeinnützige Gruppenarbeit und der Abschlussworkshop statt.
All diese Veranstaltungen dienen der Evaluierung der Teilnehmer. Bewertet wird nach Motivation, Zuverlässigkeit, Respekt, Teamfähigkeit, Selbständigkeit und persönlichen Aspekten.
Darauf folgt für die angenommenen Teilnehmer, von nun an Joblinge genannt, die Orientierungsphase.
In dieser Phase, in der wir uns übrigens derzeit ebenfalls befinden, wird für jeden Jobling ein passendes Berufsfeld gesucht und bestenfalls auch gefunden. Zusätzlich wird man von ausgewählten Trainern unterstützt, die einem unter anderem dabei helfen die Bewerbungsunterlagen anzupassen und einem für Vorstellungsgespräche vorzubereiten.
Außerdem müssen die Joblinge ein Teamprojekt entwickeln, welches die Teamfähigkeit und die eigenen Fähigkeiten verbessern soll. Zusätzlich sollen die Joblinge dadurch lernen ein Projekt vom Grund auf zu planen und all seine Facetten zu beachten.
Als sei dies noch nicht genug, besucht man verschiedene Programmpartner und interessierte Unternehmen um einen Einblick in bestimmte Berufsfelder bzw. Firmenstrukturen zu erhalten.
Allerdings geht in der Orientierungsphase alles mit der, ich nenne es mal, "Selbstfindung" los. Man erstellt Collagen zu seiner eigenen Person und versucht seine Stärken, Schwächen und Ziele zu finden.
Eine der bedeutendsten Erfahrungen in der Orientierungsphase ist das sogenannte Matching. Dabei wird einem jeden Jobling ein Mentor zugeteilt. Die Mentoren dienen zur Unterstützung des Joblings. Sie sollen ihnen Einblicke ins Berufsleben vermitteln und helfen das Selbstbewusstsein zu verbessern. Dabei wird hauptsächlich darauf geachtet, dass der Mentor und der Mentee (Jobling) menschlich gut zusammenpassen. Die Auswahl nach Berufsfeldern ist hingegen sekundär. Geplant ist, dass sich dieses "Tandem" einmal wöchentlich für drei Stunden trifft.
An die sechs Wochen der Orientierungsphase schließt sich die Praxisphase an. In der soll ein jeder Jobling durch Praktika einen Einblick ins Arbeitsleben bekommen und verschiedene Berufsfelder austesten. Außerdem soll man dadurch seine Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft beweisen. Diese Phase kann sich ebenfalls über einen Zeitraum von sechs Wochen erstrecken.
Danach soll man in die Probephase einsteigen und sich dort primär darum bemühen sich seinen Ausbildungsplatz zu erarbeiten. Am Ende dieses elfwöchigen Praktikums steht hoffentlich die Unterzeichnung eines Ausbildungs- oder Arbeitsvertrages.
Während der Praxis- und Probephasen werden die Joblinge weiterhin von ihren Mentoren und Koordinatoren unterstützt und treffen sich zwei- bis dreimal zu sogenannten Meilensteingesprächen, die den Fortschritt und die Erfahrungen des Joblings in den Mittelpunkt rücken.
Bisher ist die Erfolgsquote aller zusammengenommen Joblingestandorte bei 60 bis 80%. Erst kürzlich hatte auch die Joblinge gAG Leipzig in seinem ersten Joblingezyklus auch den ersten Erfolg zu verzeichnen. Weitere Leipziger Joblinge der ersten Stunde haben bisher auch sehr gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz.
Dementsprechend verzeichnen die Joblinge Erfolge und bekommen nach und nach weitere Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und die zweite Gruppe ist durchaus gewillt den guten Start der ersten noch zu toppen.
Also auf ein gutes Gelingen.